Entlang kaiserlicher Spuren

Die Frauen des FTV und ihre Reise 2020 zu Corona-Zeiten: Auch wir sind beeinflusst durch diese besondere Zeit. Wir stellen uns laut Fragen, die wir uns vor einem Jahr kaum ausgedacht hätten: Sollen wir etwas planen? Was ist möglich? …machbar? …planbar? …sinnvoll? Corona ist da – wir auch! Ja, der Entschluss steht fest: Die Frauen gehen auch auf Reise im Corona-Jahr 2020. Die Lust auf den Ausflug lassen wir uns nicht auch noch nehmen, zu viele Turnstunden wurden schon abgesagt.

Alles fein säuberlich geplant, mit ausgearbeitetem Schutzkonzept und unter Einhaltung der BAG-Richtlinien, sind wir alle einfach nur dankbar, dass es so in dieser Form eine kleine grosse Reise für uns gibt und heute ist es soweit. Sonntagmorgenfrüh, Feldflaschen füllen, Brote schmieren, Obst, Gemüse und doch noch was Süsses dazu. Alles ist gepackt, der Rucksack steht bereit. Um 8 Uhr ist es noch frisch. Aller guten Dinge sind drei: Ruth, Moni L. und Brigitte treffen sich mit sechs Rädern bei der MZH für die sportlichere Variante. Mit exakt 1.5 Meter Abstand radeln wir via Bommer Weiher gemütlich nach Ermatingen. Ein grösseres Grüppchen mit den 5 Frauen Astrid, Ursi, Gaby Z., Nadine und Moni F. kommt ebenso pünktlich mit der SBB angerollt, die Masken um Nasen und Mund, die Freude in den Augen. Da kommt mit viel Elan, der Nachtschicht zum Trotz, auch schon E-gestützt Margrit ums Eck. Das darf als Grosseinsatz gewürdigt werden: Sie nahm die „Autobahn“ mit 50 km/h dem See entlang. Wir sind komplett – alle bereit für den Marsch?

Entlang dem Untersee geht es durch Wohnquartiere, die fast schon zu einer kleinen Studie über Häuser und Gärten einladen, rheinwärts über Stock und Stein auf kaiserlichen Spuren zu Napoleons Stätte. Welch ein Glück haben wir Ursi dabei. Die perfekte Expertin für eine inoffizielle Führung, mit ganz vielen spannenden Details zum englischen Garten, wie auch zu anderen kaiserlichen und königlichen Gepflogenheiten. Nach der körperlichen Reinigung folgen mit der Himmelsleiter die Besichtigung der Kapelle.

Eine kleine Stärkung ist uns sehr willkommen. Darf es Kaffee oder doch lieber eine Ovi sein? Glücklicherweise wird nun die Milch zum Arenenberg geführt, wenn schon die (Hof-)Kühe in die Ferien geschickt wurden. Die Flachlandwanderung führt uns über Felder und durch Wälder entlang dem Höhenweg flusswärts.

Wir sind nicht die einzigen, die den sonnigen Sonntag mit einem Ausflug in der wohltuenden Natur geniessen. Wandern zu Corona-Zeiten, mit knurrenden Mägen, an wunderschönen Picknick-Plätzen vorbei, weil diese bereits besetzt sind. Wir hätten uns ja sehr gerne dazu gesellen können… doch zu Corona-Zeiten? Wohl doch lieber nicht – da wandern wir tapfer weiter und werden auch belohnt. Wer sucht, der findet: wen auch „nur“ ein Bänkli, dafür mit gigantischem Ausblick auf den Untersee. Auf dem Boden gibt es auch mit gebührendem Abstand genügend Platz für alle. „En Guete“, genüsslich beissen wir in unsere Sandwiches: teilen (fast) verboten.

Ein Highlight am Wegesrand beeindruckt uns alle: der Weisse Fels – dominant, gigantisch, dieses Unikat. Zur Erinnerung wird ein Gruppenfoto gemacht. Unterwegs bleibt viel Zeit zum Austauschen und Themen unter Frauen zu besprechen. Schönes, leidiges, herausforderndes, belastendes. Wir teilen Freud und Leid, tragen und fühlen mit. Auch das ist der FTV. In Steckborn angekommen, ein paar Füsse bereits etwas müde, geniessen wir zum Zvieri eine feine Glace. Und schade, gäll Ruth? Wir hätten, um unseren Triathlon noch perfekt zu zelebrieren, doch noch die Badehosen einpacken sollen. Das nächst mal gerne auch wieder mit einem Sprung in den See.

Für heute bleiben wir auf dem Wasser und reisen per Schiff auf dem Deck, natürlich vorbildlich mit Masken, komfortabel zurück nach Ermatingen. Eine Brise frischt auf, Schaumkrönchen glitzern in der Nachmittagssonne, Surfer und Segler gleiten über den Untersee. Ein wundervoller Ausblick auch auf den Seerücken, wo sich Natur und Bauwerke harmonisch begegnen. Da lässt uns Ursi an ihren ganz persönlichen Kindheitserinnerungen teilhaben.

Zurück in Ermatingen angekommen sind wir uns alle einig: Sehr schön wars! Herzlichen Dank, liebe Moni L. für all deine Recherchen, fürs Organisieren und dein perfektes Begleiten dieser besonderen FTV-Reise. In bester Erinnerung wird uns allen diese Reise bleiben, ein Lichtblick im Leben, eine Tankstelle für den Alltag. Doch unsere Reise ist noch nicht ganz zu Ende. Wir sind ja erst in Ermatingen. Unsere Gruppe splittet sich wieder auf. Fünf Frauen reisen wieder mit dem ÖV heim. Vier Frauen radeln mit den Velos – zwei davon mit Woman-Power. Diesmal via Kreuzlingen und Bottighofen nach Langrickenbach zurück. In einer Verschnauf- und Trinkpause geniessen wir den Ausblick über unseren wunderschönen Bodensee, der sich in tiefblauen Farbfacetten präsentiert. Und wer wird wohl am nächsten Tag Muskelkater haben? In der Hoffnung, dass auch die Zugreisenden gut heimgekommen seien, gesehen habe ich sie vor diesem Bericht noch nicht wieder…

Brigitte Hankeln-Thron